Westfalen-Blatt 23.09.2023
Erweiterung und Neuordnung des Steinhagener Gymnasiums: Sieger des Architektenwettbewerbs steht fest – Ausstellung im Rathaus
Strahlkraft der Schule weiter verstärkt
Von Annemarie Bluhm-Weinhold
ZWEI KEILFÖRMIGE GEBÄUDE WERDEN DIE AUSSERGEWÖHNLICHE STRAHLENFÖRMIGE ARCHITEKTUR DES GYMNASIUMS ERWEITERN. ÜBER DEN SIEGERENTWURF FREUEN SICH (V.L.) SCHULLEITER STEFAN BINDER, BÜRGERMEISTERIN SARAH SÜSS, FREIRAUMPLANER THOMAS OSTERMEYER SOWIE DIE ARCHITEKTEN MALEN SCHMIDT UND CHRISTIAN DECKER. Foto: ANNEMARIE BLUHM-WEINHOLD
Steinhagen (WB). Zwei keilförmige Neubauten, die das strahlenförmige Gebäudesystem des Steinhagner Gymnasiums erweitern – und verstärken. So sieht der Sieger des Architektenwettbewerbs die Erweiterung der Schule. Dass das mehr als hochwertige Architektur ist, nämlich auch pädagogisch in die Zukunft führt, das wurde bei der Urkundenübergabe und Ausstellungseröffnung am Freitag auch deutlich.
Bis zum 5. Oktober können sich Interessierte noch alle 18 Entwürfe im Ratssaal und Foyer ansehen. Als nervenaufreiben und kräftezehrend beschreibt Bürgermeisterin Sarah Süß den 5. September: Zwölf Stunden lang tagte damals das Preisgericht aus Vertretern aus Politik und von Fachbüros, erweitert um Vertreter des Gymnasiums, um aus den Entwürfen von 18 Architekturbüros aus ganz Deutschland denjenigen zu finden, der „die kreativste und architektonisch ansprechendste sowie auch eine wirtschaftlich vertretbare Lösung“, wie sie sagt, für die Erweiterung und Neuordnung des Steinhagener Gymnasiums darstellt.
Den habe man gefunden, ist sich die Bürgermeisterin sicher. Das Büro „habermann.decker.architekten“ aus Lemgo mit der Freiraumplanung Ostermeyer+Partner aus Langenhagen hat ihn erstellt. Architekt und Stadtplaner Martin Rogge aus Düsseldorf, Mitglied des Preisgerichts, lobte den Entwurf wegen seiner Gliederung: Das Strahlensystem der Schule wird um zwei V-förmige Gebäude ergänzt – um das eingeschossige „Kulturhaus“ für Kunst und Musik im Nordwesten und das zweigeschossige Lerncluster der Mittelstufe im Südosten.
AUF DEM PLAN SIEHT MAN DIE KEILFÖRMIGEN NEUBAUTEN IM NORDWESTEN UND SÜDOSTEN.
Die Offenheit der Schule in ihrer Architektur und in die Freiräume hinein wird damit unterstrichen – ihre Pädagogik auch. Das zeigt sich nicht zuletzt in der Konzentration der Kommunikations- und Gemeinschaftsräume so zentral im Erdgeschoss und Eingangsbereich, dass eine Art Campus zwischen dem Musiksaal und der umgesiedelten Cafeteria entsteht. Es ist eben nicht nur eine Erweiterung, es ist nach 20 Jahren auch eine inhaltliche und pädagogische Optimierung der Schule, entstanden aus der Notwendigkeit, neue Räume für die Rückkehr von G8 zu G9 im Ganztagsbetrieb zu schaffen. Gelungen ist aber viel mehr: „Zwei beispielhafte Zeitschichten pädagogischer Architekturen begegnen sich auf Augenhöhe“, sagte Martin Rogge mit Blick auf das außergewöhnliche Bestandsgebäude, das 2008 den Schulbaupreis NRW gewonnen hatte, und die innovativen neuen Gebäude. Der Eingriff ins bestehende Gebäude ist minimal – erwähnt werden sollte aber eine neue Verbindung des MINT-Traktes zum „Nachbarzahn“, in den er sich mit einem Labor erweitert.
Die Neubauten werden nachhaltig als Holzhybridkonstruktion ausgeführt. Die Fassade sind recycelte Aluminium-Paneelen, die farblich auf den roten Klinker des Altbaus abgestimmt werden.
Für Schulleiter Stefan Binder scheint ein störungsarmer Schulbetrieb auch während der Bauphase möglich. Ob die Erweiterung aber schon 2026/27 soweit fortgeschritten sein wird, dass der durch G9 bedingte Doppeljahrgang im bestehenden Gebäude Platz findet, steht in den Sternen. Denn der preisgekrönte Vorentwurf muss jetzt alle politischen und planerischen Stufen durchlaufen. Ein Termin für den Baubeginn ist in weiter Ferne.
Indes spricht auch der Schulleiter von dem Siegerentwurf als Favoriten der Schule. Besonders gut gefallen habe ihm und seinen Kollegen, dass man zur dringend gewünschten Struktur der Cluster für die Stufen komme. MINT und die Kultur bekommen eigene Cluster. Auch die Öffnung von Schule mit einer kommunikativen Mitte auf dem Campus bei, so Binder, „minimalinvasiven“ Eingriffen in die bestehende Bausubstanz kommt gut an. „Toll, dass der Entwurf durch architektonische Intelligenz besticht“, sagt Stefan Binder.
Die Entwürfe begeistern auch einen, der den Bau der Schule miterlebt und deren Aufbau maßgeblich geprägt hat: Josef Scheele-von Alven, Schulleiter i.R. „Es geht gut weiter“, sagt er zum Entwurf.