Haller Kreisblatt 05.02.2025

Etwa 80 Projekte hat Lehrer Andreas Frerkes in 20 Jahren fürs Steinhagener Gymnasium zum Wettbewerb “Jugend forscht” begleitet. In diesem Jahr hat zusätzlich die Gefahrstoff-Beauftragte der Schule ein Auge drauf.

Schüler experimentieren und Lehrer gehen in Deckung

von Frank Jasper

STEINHAGEN Und plötzlich erzählen Julian Haberecht und Erik Rützler davon, wie sie in der Schule Schwarzpulver anrühren. Klingt erst mal höchst verdächtig – und etwas gefährlich. Aber für die explosive Versuchsanordnung gibt es einen guten Grund. Das Steinhagener Gymnasium nimmt am 15. Januar erneut am Regionalwettbewerb „Jugend forscht“ teil, und das Schwarzpulver dient einzig und allein der Forschung.

Ihr Flugobjekt haben die Steinhagener Gymnasiasten Julian Haberecht (v.l.), Ben Hustert und Julian auf einem Modellflugplatz getestet. FOTO: Frank Jasper

Julian und Erik zeigen in ihrem Experiment anhand eines Modells, wie sie einen effizienten Raketenmotor bauen. So weit die Kurzfassung. Für den Wettbewerb haben der 16-jährige Julian und der 17-jährige Erik ein 15-seitiges Exposé erarbeitet. „Unser Projekt befasst sich vor allem mit der Optimierung eines Raketenantriebs und der Zusammensetzung des Treibstoffs. Wir haben untersucht, wie verschiedene Mischungen und deren Eigenschaften die Leistung des Antriebs beeinflussen können“, erzählen die Schüler. Dabei kam dann auch das Schwarzpulver ins Spiel.

Lehrer Andreas Frerkes, der am Steinhagener Gymnasium seit 20 Jahren die Wettbewerbsbeiträge für „Jugend forscht“ betreut, griff angesichts des explosiven Versuchsaufbaus seiner Schüler auf die Expertise von zwei erfahrenen Kollegen zurück: Timo Drewitz ist nicht nur Lehrer am Gymnasium, sondern auch ausgebildeter Pyrotechniker und wirkt an großen Profi-Feuerwerken mit. Elke Wolf hat den Posten der Gefahrenstoff-Beauftragten an der Schule übernommen und hatte ebenfalls ein Auge auf das Projekt. „Ist aber alles gut gegangen. Es sind noch alle zehn Finger dran“, beruhigt Julian Haberecht und streckt schmunzelnd seine Hände aus.

Inspiriert für das Raketen-Projekt haben ihn und Erik Rützler ein Klassiker aus der langen MINT-Historie des Steinhagener Gymnasiums: 2014 schickten Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums zum ersten Mal einen Wetterballon ins All. 2018 wurde das spektakuläre Experiment weiterentwickelt und wiederholt. In den naturwissenschaftlichen Fachräumen der Schule ist die Sache mit dem Wetterballon bis heute Gesprächsthema. „Die Faszination des Weltraums ist ja schon ein Schwerpunkt bei uns an der Schule“, erklärt Andreas Frerkes. „Der Blick von oben auf unsere Erde zeigt, wie fragil unser Planet ist.“

Auch im zweiten Projekt für den „Jugend forscht“-Wettbewerb gehen die Gymnasiasten in die Luft und die Lehrer in Deckung. Ben Hustert (18), Julian (17) und Julian Haberecht (16) haben sich überlegt, wie die Versorgung mit wichtigen medizinischen Arzneimitteln in schwer erreichbaren Gebieten gewährleistet werden kann. „Zum Beispiel Mittel für Allergiker, die ein Medikament ganz schnell benötigen“, nennen die Gymnasiasten ein Beispiel.

Um dieses Ziel zu erreichen, haben sie ein Flugobjekt entwickelt, das die Vorteile einer Drohne und eines Flugzeugs kombiniert. Umklappbare Motoren ermöglichen den schnellen und unkomplizierten Start einer Drohne auf nahezu allen Untergründen, ohne auf eine Landebahn angewiesen zu sein. Gleichzeitig weist ihr Flieger die Effizienz und Reichweite eines Flugzeugs auf. Das Modell mit einem Eigengewicht von 1,2 Kilogramm haben die drei Schüler mit einem 3-D-Drucker hergestellt. GPS-Technik ermöglicht einen autonomen Flug. Getestet wurde auf einem Modellflugplatz.

Erstmals findet der Regionalwettbewerb von „Jugend forscht“ nicht mehr in Herford, sondern in der Wissensfabrik Bielefeld statt. Die Konkurrenz ist groß, weiß MINT-Koordinator Andreas Frerkes. 32 Projekte stellen sich vor. Die Sieger qualifizieren sich für den Landeswettbewerb. „Dorthin haben wir es in all den Jahren schon öfter geschafft“, erinnert sich Frerkes. „Einmal haben wir den Landeswettbewerb sogar gewonnen. Das Projekt stammte damals aus dem ersten Physik-LK des Steinhagener Gymnasiums, und es ging um die Eigenschaften von Kork.“

Gerade erst ist das Gymnasium erneut als MINT-EC-Schule ausgezeichnet worden. Seit 2016 gehört es dem Schulnetzwerk an. Darin tauschen sich Schulen mit einem ausgeprägten Profil in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) aus. Der Verein MINT-EC bietet mit seinen Partnern Veranstaltungen für Schüler, Lehrkräfte und die Leitungsebene an und vernetzt die Schulen mit Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft. „An unseren Beiträgen für ’Jugend forscht’ sehen wir beispielhaft, was für unglaublich gute Projekte in diesem Bereich entstehen“, sagt Schulleiter Stefan Binder, der den Schülern für den 15. Februar natürlich die Daumen drückt.

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