Haller Kreisblatt 07.05.2024

Nachtgeschöpfe entdecken den Tag

Gymnasium zeigt „Das kleine Gespenst“ zweimal vor ausverkauftem Haus

Von Birgit Nolte

STEINHAGEN Immer wünscht man sich das, was man eigentlich nicht haben kann: „Ich will wissen: Wie ist die Welt am Tag?“, singt das kleine Gespenst, das nur die Sterne und den Mond kennt, und die Sonne noch nie gesehen hat. Am Samstag und Sonntag brachten 35 Kinder des Gymnasiums die bekannte Geister-Geschichte als Musical auf die Bühne. Die Aula des Schulzentrums war zweimal restlos ausverkauft.

Silvia Holschbach als kleines Gespenst merkt schnell, dass Mittag die falsche Uhrzeit ist. Rechts Carlotta Pachel als Uhu Schuhu. Fotos: Birgit Nolte

„Das kleine Gespenst“ ist ein echter Klassiker. Geschrieben von Otfried Preußler, erschienen 1966 und in 45 Sprachen übersetzt, hat das Buch unzählige Jungen und Mädchen den Schrecken vor der Geisterwelt genommen. Denn das kleine Gespenst, das in der Burg Eulenstein wohnt, ist im Grunde völlig harmlos. Pünktlich um Mitternacht wird es regelmäßig wach, unterhält sich mit den Porträtierten in der Gemäldegalerie und lässt die lebenden Menschen weitestgehend ihren wohlverdienten Schlaf schlafen.

Wenn da eben nicht die Neugier wäre, wie die Welt wohl ist, wenn alle wach sind. Der beste Freund, Uhu Schuhu, meldet sofort Bedenken an: „Wir Nachtgeschöpfe“, warnt der weise Vogel, „sind für den Tag einfach nicht gemacht.“

Doch es ergibt sich die Chance für den Zeitentausch, als die Rathausuhr repariert und hinterher falsch eingestellt wird. Das Ergebnis der Pfuscherei: Das kleine Gespenst wird plötzlich nicht mehr um 12 Uhr nachts, sondern um 12 Uhr mittags wach. Neugierig macht es sich auf, um die Tagwelt zu erkunden. Doch alle nehmen Reißaus, sobald sie das merkwürdig blasse Geschöpf bemerken. Das Gespenst selbst ist ebenfalls wenig angetan, als es erfolglos von zwei Lehrerinnen gejagt wird. Sein Urteil: „Mann, sind die gruselig!“ Kein Wunder also, dass es am Ende sehr glücklich ist, wieder in der Nacht herumspuken zu können, als die Rathausuhr endlich wieder die richtige Zeit angibt.

Die Fünft- bis Siebtklässlerinnen überzeugten ihr Publikum auf ganzer Linie.

Ganz offensichtlich haben sich sämtliche Mitwirkende richtig reingekniet, um ihrem Publikum zwei Musical-Nachmittage vom Feinsten zu bieten. Unter der Leitung von Claudia Vogt startete die Theater AG bereits vor anderthalb Jahren mit den Vorbereitungen. „Wir haben nur eine Stunde in der Woche. Da müssen wir rechtzeitig beginnen“, erklärte Vogt, die auch für die Inszenierung zuständig war.

Die musikalische Leitung lag in den Händen von Beate Sehlhoff. Sie dirigierte nicht nur den Unterstufenchor „Voiceguys“, sondern auch das kleine Begleitorchester aus Lehrern und Schülern, das sich passend zum Thema „Gespenster-Combo“ nannte. Jiska Schmidt hatte mit den Musikern das von Kurt Studenroth arrangierte Material einstudiert. Studenroth baute für Kenner und aufmerksame Zuhörer einige Takte aus der Harry-Potter-Filmmusik mit ein.

Die eigentlichen Heldinnen waren aber die auf der Bühne. Die Fünft- bis Siebtklässlerinnen legten eine bewundernswerte Leistung ab. Allein wie viele Lied- und Textzeilen sich Silvia Holschbach in der Hauptrolle des kleinen Gespensts merken und an beiden Tagen abrufen musste, war gigantisch. Über laute Jubelrufe am Schluss freute sie sich genauso wie Charlotte Knirsch, die als sehr für sich eingenommener General Torsten Torstenson glänzte. Alle Mitwirkenden haben ihre Sache rundherum großartig gemacht. Auch der Unterstufenchor sang nicht etwa vom Blatt, sondern alle Lieder auswendig. Zahlreiche Lehrende, Schüler und Eltern wirkten zudem hinter den Kulissen als Licht- und Tontechniker oder Bühnenhelfer am großen und wohlverdienten Erfolg der beiden Aufführungen mit.

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